#NEXT15 #FindingProductivity

2015-10-06 20:02
von Kristin Oldenburg
Fotos: Kristin Oldenburg

08.10.2015 Als Teilnehmer auf eine Konferenz zu gehen, ist für mich als Organisatorin eines Digital-Events ein interessanter Rollenwechsel. Microsoft schickt mich als Produktivitätsreporterin auf die Suche und ich bin unsicher, wohin mich die Reise führen wird. Schon lange beschäftigt mich die Frage: warum verharren viele Besucher von Veranstaltungen in der Rolle des passiven Konsumenten? Warum gibt es im Verhältnis zu den Teilnehmerzahlen so wenig produktiven Output? Braucht Produktivität wirklich all die Gadgets, die die digitalen Vordenker im Internet of Things gesichtet haben? Werde ich auf der NEXT eine Antwort dazu finden? 

Am ersten Tag der Konferenz hole ich mein Ticket bei der Registrierung ab und bin vom ersten Moment an voll und ganz verwirrt. Man überreicht mir das gewohnte Badge aus Pappe, so wie einen "Turnbeutel" mit einem Kugelschreiber und viel gedruckter Werbung darin. 'Europas heißeste Digital-Konferenz' startet mit Equipment, welches sich in den letzten 30 Jahren nicht groß geändert haben dürfte. Kochen wir weiterhin alle nur mit Wasser und schreiben unsere Notizen am Ende bis in alle Ewigkeit mit Kugelschreibern?

Die NEXT ist ohne Frage ein tolles Event. Die internationalen Speaker auf der Bühne sind ein großes Vergnügen. Doch wie und wo finde ich hier Produktivität? Natürlich wird das Thema in den Vorträgen angerissen. Man hört von Erfolgsgeschichten, neuen Tools und der fortschreitenden Vernetzung. Aber ist das nicht genau so in den letzten Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten so gewesen? Am Ende kann uns eine Konferenz nicht die Welt und auch nicht die Zukunft erklären. Aber sie bringt uns mit Ideen in Berührung und lässt uns diese mit anderen diskutieren. Als besonderes Highlight nehme ich für mich die Theorie des Business Romantic von Tim Leberecht mit und freue mich über die interessanten Gespräche, die ich dazu geführt habe. 

Aber konnte ich nun Produktivität finden? Wenn ich ehrlich bin, dann muss ich mit einem klaren Jein antworten. Es wurde viel über Produktivität gesprochen, aber so richtig erlebbar war sie für mich nicht. Da ich nun aber ein hoffnungsloser Idealist und und vermutlich auch Business-Romantiker bin, habe ich die Zeit auf der Konferenz aktiv genutzt, um mich selbst und andere Teilnehmer zu beobachten - irgendwo zwischen den vielen Teilnehmern muss sich doch etwas finden lassen. Am Ende scheinen es mir oft altbekannte kleine Dinge und nicht die neuesten Technologien zu sein, die unsere Motivation ansprechen und uns aktiv werden lassen. Irgendwie komme ich immer wieder zu dem Punkt das Produktivität für mich untrennbar mit Aktivität und Begeisterungsfähigkeit zusammenhängt. Und da mich Events nun einmal begeistern und aktivieren, hier ein paar Gedanken dazu wie man Produktivität auf Events für sich entdecken kann.


10 Gedanken dazu wie und warum man auf Konferenzen Produktivität erleben kann

#01 Den Standort wechseln und über den Tellerrand hinweg diskutieren
Ein Standortwechsel öffnet den Blick für neue Themen und lässt Impulse wieder stärker zu uns durch. Events sind die perfekte Umgebung, um endlich mal wieder einen Blick über den Tellerrand des Gewohnten zu werfen. Und wenn einen das Thema packt, besteht die Möglichkeit zu direktem Austausch mit anderen Teilnehmern. Einfach mal den Sitznachbarn nach seiner Meinung fragen - in den seltensten Fällen wird er beißen.

#02 Equipment2Go*
Wer im Businesskontext auf eine Konferenz geht, muss jederzeit einsatzbereit sein. Egal ob man sich Notizen machen möchte, oder nur mal schnell zwischendurch eine E-Mail beantworten will - das eigene Büro muss plötzlich Platz in einer Tasche finden und dabei übersichtlich und leicht zugänglich sein. Ist das Equipment leicht zugänglich und erprobt, wird man merken, wie schnell sich Dinge auch von unterwegs erledigen lassen.

#03 Für ein Thema brennen und auch mal Groupie sein
In der Regel besucht man Events, die einen thematisch abholen. Wenn man durch ein inneres Feuer angetrieben wird, um so besser. Auch gute Referenten brennen für ihr Thema, lassen die Teilnehmer an ihren Erfahrungen teilhaben und freuen sich über einen konstruktiven Austausch mit dem Publikum. Manche Referenten bleiben sogar bis zum Ende der Veranstaltung – eine tolle Chance zum Gespräch, die man als 'Groupie' auf jeden Fall ergreifen sollte.

#04 Entscheidungen über den Haufen werfen und sich treiben lassen
Welche Sessions sollte man wählen? Wie und wann Pausen einplanen? Welche Leute möchte man treffen? Konferenzen stellen einen vor viele Entscheidungen. Auch wenn man sich vorher einen Plan gemacht hat, dieser geht so gut wie nie auf. Oft gilt es schnell und aus der Situation heraus zu entscheiden. Ich plane die Teilnahme an Konferenzen schon lange nicht mehr vorab im Detail, sondern nutze viel lieber den Moment und navigiere so mit großem Wohlbefinden auch durch längere Veranstaltungen.

#05 Etwas Planung macht dann aber doch wieder Sinn
Planung kann auch Spaß machen, man kann sich z.B eine kleine Challenge überlegen - das Buzzword dazu wäre 'Gamification'. Man schreibt sich z.B. eine Liste mit fünf Personen, die man schon immer mal treffen wollte. Und schon hat man einen Auftrag, der einen durch den Tag begleitet - alles was sich darüber hinaus ergibt, ist großartig und darf gerne dem Zufall überlassen werden.

#06 Die Nase in den Wind halten
Man kann Pausen sehr effektiv nutzen, um an der frischen Luft interessante Gespräche zu führen. Wer mag kann gezielt einen ruhigen Ort aufsuchen, um einen Moment für sich alleine zu finden und den Blick wieder frei zu bekommen. Gerade bei mehrtägigen Konferenzen laden diese kurzen Momente den inneren Akku im Rekordtempo wieder auf. Auch toll: einfach mal mit einer kleinen Gruppe zum netten Barrista um die Ecke verschwinden. Frische Luft + Bewegung + gute Gespräche + guter Kaffee = die perfekte Pause.

#07 Sketchnotes zeichnen (aber nur wenn der eigene Perfektionismus im Büro bleiben darf)
Mehr und mehr begegnen einem auf Veranstaltungen kleine gekritzelte Zeichnungen mit Momentaufnahmen aus Vorträgen. Um Sketchnotes zeichnen zu können, muss man eigentlich nur eine Sache beachten: der inneren Stimme, die einem seit Jahren einredet, man könne nicht zeichnen, den Mund verbieten. Und dann loslegen. Wer sich traut, sollte seine Werke direkt via Twitter mit den anderen Konferenzteilnehmern teilen -  Ihr werdet euch wundern, wie viel positive Resonanz Ihr auf diese Tweets bekommt.

#08 Kommuniziere mit viel eigenem Stil und bitte nicht jeden Scheiß
Oft schicken auf Events alle das gleiche Blabla in den digitalen Orbit. Überambitionierte und falsch verstandene Produktivität führt hier nicht nur zu extremer Verwässerung, sondern zieht Trittbrettfahrer und damit auch Irrelevanz nahezu magisch an. Der eigene Blick auf das Geschehen ist dabei für andere viel interessanter. Ergänzt Berichterstattung wenn es sich ergibt durch Fotos, oder Zeichnungen und entwickelt damit einen eigenen und wiedererkennbaren Stil.

#09 Bring Dich durch Fragen ein...
Nur knapp 5 % aller Teilnehmer stellen nach einem Vortrag Fragen. Dabei sollten wir alle schon als Kind gelernt haben, dass es dumme Fragen nicht gibt. Eine Frage in aller Öffentlichkeit zu stellen, ist vielleicht etwas ungewohnt, aber vermutlich ist der Referent nicht viel weniger aufgeregt als man selbst. Also warum nicht einfach mal einen Versuch wagen?

#10 Bedanke Dich bei den Veranstaltern mit einem Blogbeitrag
Ein Event zu organisieren, ist immer mit großem Aufwand verbunden. Der größte Dank für einen Veranstalter ist es, wenn sich die Teilnehmer mit dem Erlebten auseinandersetzen und sich die Zeit nehmen, darüber zu berichten. Konstruktive Kritik ist übrigens jederzeit erwünscht, unnützes Rumgetrolle sollte man hingegen bleiben lassen. Ein schöner Nebeneffekt, Ihr transportiert das Event so in Euer Umfeld und macht es für andere erlebbar. 


*Equipment2Go

Auf der NEXT wurde viel über die richtigen Tools und das Internet of Things gesprochen. Als Freiberufler bin ich es gewohnt mit einem mobilen Büro unterwegs zu sein, um so z.B. vor Ort in Agenturen zu arbeiten. Auf einer Konferenz muss dies noch einmal komprimiert werden. Schließlich trägt man es immer bei sich und muss es auch schnell mal irgendwo verstauen können. Was jetzt zählt, ist das richtige Equipment2Go – für mich hat sich dabei eine Mischung aus analogen Dingen und digitalen Tools bewährt.

  • Laptoptasche (übersichtlich mit vielen Fächern und gut tragbar)
  • Macbook (Outlook, Tweetdeck, Trello)
  • Smartphone (Outlook, Twitter, Lomogram Bildbearbeitungsapp)

Neu hinzugekommen auf der NEXT ist eine (eigentlich für IPads) gedachte Mappe, in der sowohl ein Zeichenbuch, als auch Stifte und das Handy Platz finden. Mit einem Griff ist so auch im Dunkeln das benötigte Material aus der Tasche gefischt.

  • Mappe für Notizbuch & Co. (Ringbuch, Kugelschreiber und farbige Stifte)


Wegbegleiter

Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle an Sven und Fanny von Faktor3 für die Einladung zur NEXT und die äußerst sympathische Betreuung. Ebenso an die tollen Ladies von Microsoft, ich habe mich in eurer Runde äußerst wohlgefühlt und den Austausch sehr genossen.

Ein besonderer Dank noch an @zimtsternin und @AnastasiaUmrik - es war mir ein großes Fest euch auf der NEXT getroffen zu haben.


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